Bilder / Worte
Diverse Arbeiten
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Was ist real? Wo liegen die Grenzen des Sichtbaren? Was bleibt trotz aller Anschaulichkeit abstrakt und was macht die Brisanz des vermeintlich Gegenstandslos-Abstrakten gegenüber der oft allzu glatten Oberfläche abbildhafter Gegenständlichkeit aus? Während die digitale Medienvernetzung abbildfixierte Seh- und Sinnangebote massenhaft vermarktet, ja regelrecht inflationiert, geht es meiner Malerei nicht um weitere Abbilder, sondern um das Bild als ästhetisches Ereignis, das den Blick und seinen Erkenntnishorizont über die Norm fotografischer Visualisierungsmuster hinaus weiten will: und zwar gerade durch den Entzug des dinghaft Konkreten. Schwerpunkte meiner Arbeit sind deshalb neben Themenfeldern wie „Metamorphose” oder „Entropie” auch monochromatische Experimente oder Schrifttexturen als Verunsicherung, aber auch als Verlockung eines visuellen Sicherheitsbedürfnisses, das auf eine möglichst eindeutige Identifizierung des Dargestellten ausgerichtet ist. Trotz der Dominanz des Realitätsprinzips und seiner Effizienzrendite des Rechnens und Messens sucht Malerei in einem Sensorium des Nichtverrechenbaren nach anderen Sehweisen und damit nach anderen Arten der Erfahrung und des Verstehens. Abseits vom Kurs eingefahrener Erklärungsrouten und Wahrnehmungsroutinen lädt sie dazu ein, im unberechenbaren Augenblick und im Grenzbereich zwischen dem Erkennbaren und Rätselhaften ebenso irritierende wie erhellende, ebenso befreiende wie abenteuerliche Reisen ins Unbekannte zu wagen.
Dass meine letzten Arbeiten - vor allem die des Homo-sapiens- und des Ilias-Zyklus - gegenständliche Figurationen einlassen, kann nur bedingt als eine Abkehr von der Abbildabstinenz gelten, zumal die schablonisierte Formgebung in diesen Zyklen als eine Art dritter Weg zwischen Abbild und Abstraktion changiert. Die Schablone als zeichenhafte Trägerin archaischer Ausdrucksspuren im Homo-sapiens-Zyklus verweigert sich zudem einer subjektexpressiven Kunst der Einfühlung, während im Ilias-Zyklus die Modellierung durch die Schablone zu Strukturen führt, die das Abbildhafte des Sujets transformieren und nahezu auflösen.
Anmerkung: Die Einführungs- und Begleittexte beanspruchen gegenüber den Bildern keinerlei philosophische Deutungshoheit. Sie verstehen sich lediglich als Anregungen und können gelesen oder nicht gelesen werden. Denn immer noch gelten im Bereich der sogenannten abstrakten Malerei die Devise: Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild..., und Frank Stellas hintergründiges Bonmot: „What you see is what you see“.
Sämtliche Texte der vorliegenden Präsentation sind entweder Zitate aus eigenen Publikationen oder wurden eigens für diese Website geschrieben. Allerdings werden einige Abschnitte nur in der Desktop-, nicht jedoch in der mobilen Version angezeigt.