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Chroma

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Im Unterschied zur gängigen Rede vom Sinndefizit der Moderne wäre eher deren Übermaß an Sinngeboten und Sinnangeboten bewusst zu machen, ein Übermaß, dem alles kommunizierbar und kommerzialisierbar scheint. In einer Welt der Fotomanie werden die Abbild-Verweigerungen moderner Malerei deshalb zu einer Kraft der Abstinenz. Gegen die hohen Wiedererkennungswerte der Sinnnormen heißt hier das Hinterfragen von Sinn die Brechung überkommener Sehroutinen, wie sie wohl am häufigsten in der Frage "Was soll das sein?" begegnen. Der Entzug solcher Sinngewöhnungen bedeutet zugleich, die visuellen Programme der Kunsttradition seit der Renaissance fürs Erste zu vergessen, um offen zu werden für das Unbestimmte und Undefinierbare, für das also, was diese Tradition aus ihrer Bildgebung ausgeschlossen hatte.

Farbfeldmalerei bedeutet demnach ein Freiwerden vom symbolischen und affektiven Repertoire tradierter Abbilder. Farben bedeuten in dieser Malerei zunächst nichts als Farben. Sie verweisen auf keinen vorausliegenden Sinn, auf kein dingliches, kein figürliches Bildprogramm, auf nichts, was durch die Farbe erst zur Darstellung zu bringen oder koloristisch zum Leben zu erwecken wäre. Aufgrund solcher Ungebundenheit und Konzentration auf sich selbst ermöglichen das Fluidum der reinen Farbe und ihr Changieren eine eher meditative Wahrnehmung, die mehr mit einem unwägbaren Geschehenlassen als mit analytischer Kontrolle und Deutung zu tun hat.

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