Entropie
(2013), 47,7 x 36 cm, Acryl, Tusche auf Papier
Hommage à Morton Feldman (2013), 33,6 x 23,8 cm, Acryl, Tusche auf Papier
Die Hand laufen, den Blick schweifen lassen, nahezu vor- und halbbewusst, ohne Absicht, ohne Geländer. Dem Gestus des Pinsels auf seiner bilderlosen Fahrt durch unbekanntes Terrain folgen; dem Sog und der Eigenspur von Linie und Farbe, die aus dem Chaos-Kosmos ihres Gewebes vielfältige Texturen freisetzen, Texturen, die sich auflösen und verdichten und zuweilen schemenhaft Figürliches erscheinen lassen, ohne zu abbildhaften Resultaten zu nötigen.
Malerei der Gegenwart arbeitet mit der Energie des Unkalkulierbaren, die die repräsentative und illustrative Welt der Wahrnehmung aufzehrt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt eine Umwertung in der Vermittlung von Kunst und Welt: Farben, Worte, Töne sind nicht mehr überwiegend vom Erfahrungsraum der Realität her zu verstehen, sondern aus den internen Gegebenheiten der Malerei, der Dichtung, der Musik selbst. So wie in Balzacs Novelle Le Chef-d'œuvre inconnu, einer Gründungsurkunde der Moderne. Malerei verausgabt sich in bildnerischen Gesten, die sich mit keiner Grenze nach Maßgabe abbildhafter Formgebung mehr bescheiden. Sie wird zum Versuch, das Unsichtbare als das erfahrbar zu machen, was nicht im Abbild aufgeht. Von nun an präsentiert Malerei keineswegs mehr ausschließlich Abbilder des Sehens und des Gesehenen, sondern Epiphanien des Unerwarteten.